1 Warum sich heute mit Faschismus befassen?
»Der politische Reaktionär unterscheidet sich vom echten Demokraten grundsätzlich durch seine Stellung zur Staatsgewalt. […] Der Reaktionär fordert typischerweise die Macht des Staates über die Gesellschaft; er fordert die ›Staatsidee‹.«1 Die Ablehnung von Staatsgewalt hat laut Wilhelm Reich das Anrecht, sich »demokratisch« zu nennen, nicht der Gebrauch derselben.
Historisch wird Faschismus immer uninteressanter, weil eine vergangene Ursache, je weiter sie zurückliegt, um so weniger wirkt.2 Und eigentlich wurde über Faschismus in historischer Hinsicht bereits alles gesagt, oder sogar mehr als alles über ihn gesagt.
Aber er bleibt aktuell; denn der Vorwurf, die jeweilig andere Seite sei faschistoid, beherrscht die deutsche politische Szene wie eh und je, und nicht nur die. Für die Einen ist ein Faschist oder ein Nazi, wer sich der gerade herrschenden öffentlichen Auffassung widersetzt, z. B. Rassisten wie Antirassisten, Antifeministen wie Feministinnen, Antisemiten wie Philosemiten, Kollektivisten wie Individualisten, Reaktionäre wie Liberale, Nationalisten wie Globalisten, sie alle werden in einen Topf geworfen, einmal verrührt und mit dem Label »Populisten« behängt, denn sie kommen immer besser beim Volk an, genau wie damals. Und damit sind wir schon mitten im Thema der »Massenpsychologie«. Denn diese verbissenen Verteidiger des Bestehenden, die sich anders als damals einzig wahre Linke zu sein dünken (damals waren sie die Konservativen), fragen sich genau wie damals nicht, warum die Anderen beim Volk besser ankommen als sie selber. Vielmehr regen sie sich bereits auf, wenn man, statt »Nazis« abzukürzen, die Eigenbezeichnung von damals voll ausspricht und »Nationalsozialisten« sagt. Denn »Sozialisten«, das sind doch die Guten, die dürfen nicht beschmutzt werden. Dass man nicht besser dastünde, wenn man sich auf die Seite der Gegner der Nationalsozialisten stellt, der Bolschewisten mit ihrem Josef Stalin an der Spitze, ist dem historischen Vergessen anheim gefallen.
Jene als »Faschisten« gebrandmarkten (Rechts-) Populisten werfen den »linken« Verteidigern des Bestehenden nun ihrerseits vor, faschistische oder Nazi-Methoden anzuwenden. Politische und religiöse Intoleranz, Diffamierung, Denunziation, Behinderung der Meinungsfreiheit und Zensur, Ausschluss aus der Öffentlichkeit, ja auch Angriffe auf Sachen wie auf Menschen gehören zu den Methoden, die hier namhaft gemacht werden. Teilweise rechtfertigen sie mit den Angriffen der Gegenseite, nun ihrerseits legitimiert zu sein, derartige Methoden in Anschlag zu bringen. Jedenfalls, indem sie die Gegenseite als »faschistisch« charakterisieren, machen sie deutlich, dass sie selber sich durchaus nicht als Faschisten begreifen, ganz im Gegenteil, dass sie sich zu den wahren Antifaschisten stilisieren. Wenige greifen auf echte faschistische Traditionen zurück, und bloß ganz krasse Außenseiter ohne jedes erkennbare Potenzial zum Populismus bekennen offen sich zu A. Hitler. Denn heute schreckt er so sehr ab, wie er damals anzog; negativer Populismus sozusagen.
Als Schnittmenge einer Definition dessen, was »Faschismus« sei, die bei beiden Seiten der aktuellen Debatte im Zentrum steht, lassen sich Intoleranz und politische Gewalt bestimmen. Auf diesen Punkt gebracht, wird es allerdings ziemlich schwer, den Faschismus von der ganz normalen Politik ganz normaler Staaten zu differenzieren, auch der Staaten, welche selber sich als »demokratisch« und »pluralistisch« bezeichnen. Oft stößt die Identifizierung, dass Gewalt jedem Staat zugrunde liege, auf Unverständnis. Jedoch hebt das Grundgesetz (Artikel 20.2) damit an zu beteuern, alle Staatsgewalt gehe vom Volke aus. Ist Gewalt, die vom Staat ausgeht, etwa keine Gewalt? Und heißt doch Gewalt! Was unterscheidet die Staatsgewalt von anderer Gewalt? Dass das Volk zustimmt. Was unterscheidet das Volk von der Masse? Egal, wie diese Fragen beantwortet werden, es zeigt sich, dass die Unterschiede zum Faschismus gradueller, nicht prinzipieller Natur sind.
Wenn die Verteidiger des Bestehenden so unverhohlen mit der Nazi-Keule zuschlagen, verkennen sie, auf welch dünnem argumentativen Eis sie sich bewegen. Der Zusammenhang von Faschismus und Demokratie ist stärker, als ihnen lieb sein kann. Damit sind ihre politischen Gegner nicht exkulpiert, weil auch sie auf der Klaviatur der Massendemokratie spielen, deren Faschismusanfälligkeit weder historisch noch aktuell ernsthaft bestritten werden kann.
Dennoch glaubt gerade die Opposition, sei es die gegen den Krieg, sei es die gegen anderen Irrsinn der Politik, dass sie um so nachdrücklicher auf Demokratie drängen müsse, als ob nicht jedes herrschende System sich auf die zumindest passive Duldung, wenn nicht Zustimmung der Mehrheit der Untertanen verlassen kann. Dass es eine Mehrheit gegen das System gäbe, ist eine Illusion, die die Herrschenden mit reichlichen Streicheleinheiten und allerhand Geldmitteln aufrecht zu erhalten versuchen. Denn diese Illusion nutzt ihnen. Solange das Prinzip der Staatsgewalt nicht ins Fadenkreuz der Kritik gerät, droht ihnen keine Gefahr.
Wilhelm Reich musste das schmerzlich erfahren. Denn er hatte sich zu weit in die falsche Richtung hervorgewagt zu der Zeit, zu der man nur auf der einen oder der anderen Seite sein durfte, wenn man ein sicheres Leben anstrebte. Wir werden im Laufe der Lektüre sehen, mit welchen Aussagen und Einsichten er sich die Verfolgung eingehandelt hatte.
Ohne Massenpsychologie ist dem Faschismus sowie seinem kleinen Bruder, dem rechten oder auch linken Populismus, nicht beizukommen. Obwohl hinter der Entscheidung eines Wählers für eine faschistische oder populistische Partei ökonomische oder soziale Interessen auszumachen sind, erklärt es noch nicht, warum die Wähler Politikern Glauben schenken, die offensichtlich Widersprüchliches oder Unmögliches versprechen oder die offensichtliche Lügen gebrauchen. Doch auch hier gilt es zu bedenken, dass Widersprüchlichkeit oder Unmögliches ebenso wie Lügen zum Alltag der realen Demokratien gehört. Auch hier ist die Differenz zu Faschismus und Populismus nicht grundsätzlicher, vielmehr eher gradueller Natur.
Der Alltag der Demokratien bereitet die Massen auf Faschismus und Populismus vor. Zugleich damit forciert er auch die Tendenz zu Faschismus und Populismus, indem er es so erscheinen lässt, als seien Parteiengezänk und Parteienegoismus die Ursachen der Krise und nicht grundsätzlich die Tatsache, dass die Staatsgewalt, egal wie sie politisch organisiert ist, das freie Handeln der freien Menschen (das freie Handeln freier Menschen nannte Wilhelm Reich ab ungefähr 1943 »Arbeitsdemokratie«) behindert und damit ihre Fähigkeit unterläuft, mit Krisen- und Gefahrensituationen zurecht zu kommen. Indem sie den Alltag in der Demokratie mit dem freien Handeln freier Menschen verwechseln, entsteht bei den Massen das Gefühl, die Freiheit selber sei die Ursache ihrer Probleme und sie finden sich bereit, den Liberalismus zu dem Hauptfeind zu küren, damals wie heute.
Heute ist das Objekt des Hasses (oder, in Wilhelm Reichs Diktion: der »emotionellen Pest«) der »Neoliberalismus« mit der Behauptung, irgendwelche dunklen Mächte würden »den freien Markt anbeten«, diese »Höllenmaschine«, wie der erzantiliberale Philosoph Pierre Bourdieu ihn nannte, obgleich es leicht zu zeigen wäre, dass es kaum noch einen Markt gibt, und schon gar keinen freien, von der Staatsgewalt nicht regulierten Markt.
2 Wilhelm Reichs Beschäftigung mit dem Faschismus
Vorderhand ist Wilhelm Reich (1897 -1957) nicht schwer zu lesen oder schwer zu verstehen. Er schreibt einen klaren, einfachen Stil, weitgehend frei von psychologischem oder soziologischem Fachjargon; denn er wendet sich gern auch an »den kleinen Mann«, an die Arbeiter. Dennoch bleibt er, zumindest heute, ein schwieriger Autor. Die Beschäftigung mit ihm bedarf einer Rechtfertigung. Wilhelm Reich endete im Irrsinn. Paranoia ist gewiss (obwohl sie einen Kern von Wahrheit enthielt, denn schließlich wurde er tatsächlich verfolgt), vielleicht litt er auch an Schizophrenie (sofern die von ihm postulierte »Orgon-Strahlung« keine Tatsache ist, sondern nur eine Einbildung). Seine Theorie einer frei verfügbaren Lebensenergie, die er »Orgon« nannte und mit der er den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik außer Kraft setzen wollte, ist zwar bis heute weder bestätigt noch widerlegt (unter anderem darum, weil Beamte der »Food and Drug Administration« sein Labor zerschlagen ließen, weshalb wichtige Versuchsaufbauten nicht zu rekonstruieren sind); jedoch dass er mit akkumuliertem Orgon das Wetter meinte beeinflussen und sogar UFOs abschießen zu können, gehört sicherlich ins Reich der Fantasie. Wie bei anderen der Umnachtung verfallenen Denkern stellt sich mithin bei der Lektüre begleitend die Frage: Was von seinem Denken, von seinem Schreiben gehört der Wahnwelt an, was hingegen ist ernst zu nehmen?
Die »Massenpsychologie des Faschismus« kam erstmalig 1933 heraus, d.h. Wilhelm Reich hatte das Buch geschrieben, einerseits während der Sieg des Faschismus sich in Deutschland (un?)aufhaltsam abzeichnete, er selber andererseits noch Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) war. Dort war er nicht unumstritten, denn er stritt für die Reform der Sexualmoral, die nicht allen Genossen geheuer war, allerdings hatte er eine gute Gefolgschaft unter den Arbeitern und betrieb seine sexualtherapeutischen Beratungsstellen. 1933. Da war Josef Stalin bereits etliche Jahre an der Macht. Die anarchistische und rätekommunistische Opposition hatten zuvor Lenin und Trotzki eliminiert. In der Ukraine wütete eine Hungersnot (»Holodomor«), die die stalinistischen Zwangskollektivierungen ausgelöst hatten. Nichtsdestotrotz glaubte Wilhelm Reich bis zu diesem Punkt an die Segnungen des Bolschewismus, an Lenins heilsbringende Wirkungen. Doch die KPD hatte 1933 nichts Besseres zu tun, als Wilhelm Reich aufgrund der Massenpsychologie des Faschismus wegen Konterrevolution aus der Partei zu werfen und dem Abtrünnigen in der Folgezeit überall, wohin es ihn bei seiner Odyssee des Exils verschlug, nachzustellen. Denn dieser Autor warf die Frage auf, was die Kommunisten falsch gemacht hätten. Zweifellos mussten sie, so überlegte Reich, irgendetwas falsch gemacht haben, weil nun mal nicht sie als Bannerträger der richtigen Sache siegten, wie ihre Theorie es ohne Wenn und Aber verlangte, sondern die reaktionären Kräfte. Die Frage bereits roch nach Verrat. Und dann erst die Antwort: Die Kommunisten hatten vergessen, dass es nicht um abstrakte Ökonomie zu tun sei, vielmehr um die Lebensumstände der Menschen, um Freude, ja, vor allem um die Sexualität, die unter dem herrschenden Regime so grausam verstümmelt werde und sich in allerlei Perversionen Bahn breche, so auch in den kollektiven Gewaltfantasien.
Aber Wilhelm Reich blieb bei jener Fragestellung und jener Antwort nicht stehen. Zunehmend zweifelte er sogar an der Ernsthaftigkeit, mit der die (Staats-) Kommunisten nach dem glücklichen Leben für die Masse der Menschen strebten. In der Sowjetunion kam es zu einer reaktionären Wende auch
in der Familien- und Sexualpolitik. Die Koedukation wurde abgeschafft, Abtreibung erneut unter Strafe gestellt usw. usf. Dieses »weg vom Kommunismus!« zeichnet sich besonders in der Bearbeitung der »Massenpsychologie des Faschismus« 1942 /46 ab. Hier, inzwischen im us-amerikanischen Exil, notiert er zum Beispiel: »Die russischen Kommunisten waren von der Bejahung des Sexuallebens weiter entfernt als irgendein amerikanischer Mittelständler« (1946: S. 128). Es ist erhellend, den inneren Kampf Wilhelm Reichs nachzuverfolgen und ihn zu analysieren.
Nicht allein in dieser politischen Hinsicht lohnt es sich, Wilhelm Reich heute zu studieren. Denn neben den marxistischen Kommunisten sind auch die Verfechter sexueller Revolution in den 1960 er Jahren, die sich zumindest teils auf Wilhelm Reich bezogen, gescheitert. Zugestanden, einiges haben sie erreicht, summa summarum die Gefahr des Faschismus jedoch nicht gebannt und zu neuen Formen der Sexualfeindlichkeit beigetragen, die sich durch eine Flut von Eingriffen der Staatsgewalt in intimste Bereiche ausdrückt. Hier müssen wir »mit Reich gegen Reich« argumentieren.
Schließlich ist Wilhelm Reich für Gestalttherapeuten interessant als ihr geistiger Großvater. Fritz Perls (1897-1970) war bei Reich in Lehrtherapie. Paul Goodman (1911-1972) hatte sich bereits mit Reich auseinandergesetzt, noch ehe er Fritz und Laura Perls Ende der 1940 er Jahre traf; seine Essays, die aus dieser Auseinandersetzung hervorgegangen waren, hatte das Ehepaar Perls im südafrikanischen Exil dazu bewogen, ihn unbedingt kontaktieren zu wollen, falls sie je in die USA kämen – was der Fall war und bekanntlich zur gemeinsamen Formulierung der Grundlagen der Gestalttherapie führte. Wilhelm Reich steht für zwei Pfeiler der Gestalttherapie, die seine Revision der klassischen Psychoanalyse darstellen:
Zum einen gab Reich die »Neutralität« und die »Abstinenz« des Therapeuten auf, welche Sigmund Freud nachdrücklich gefordert hatte. Umgekehrt. Nach Reich muss der Therapeut Partei ergreifen für die Lebensinteressen des Patienten (dies gegebenenfalls gar gegen dessen Protest) und aktiv eingreifen, nicht bloß ins Leben, sondern darüber hinaus auch ins Umfeld des Patienten. In einem Interview von 1972 berichtete Laura Perls von ihrer Begegnung mit Wilhelm Reich während der Zeit, als Fritz bei ihm Lehranalysant war: »Einmal besuchte ich Reich, er wollte mich sehen. Fritz hatte eine flüchtige Impotenz-Episode und ich machte mich ein wenig lustig über ihn. Reich wollte mich sehen und sagte, das sei nicht sehr klug. Natürlich war es das nicht.« Noch keine groß sophisticated Intervention, doch auf dem Weg dorthin.
Zum anderen bereitete Wilhelm Reich wie kein zweiter die gestalttherapeutische Theorie der Aggression vor, derzufolge Aggression zunächst im Dienst des Lebens und der Lust stehe, aufgrund unglücklicher gesellschaftlicher Umstände jedoch ins Negative kippe. O-Ton Reich: Natürliche Aggression steigere sich durch die Sexualunterdrückung zum brutalen Sadismus (1946: S. 50; identisch 1933: S. 53). Die Sexualunterdrückung führt laut Reich zum »chronisch überspannten körperlichen Erregungszustand« (nur 1946: S. 142). Und Sadismus namens nationalistischer, kriegerischer oder sonstiger ideologischer Gewalt entspringe dem »Wunsch nach Entspannung ohne eigene Schuld« (nur 1946: S. 143). Die Gestalttherapie verallgemeinert die Argumentationsfigur als »chronische Notstandsreaktion« auf die Hemmung aller, und nicht bloß der sexuellen Lebensenergie. Aber das war schon bei Reich selber angelegt. Dies ist kein historischer Punkt. Die Theorie der Gestalttherapie konnte besser als jede andere voraussagen und hat sich leider bestätigt, dass der Fortbestand der kriegerischen Gewalt nach außen einhergehe mit wahnsinniger Repression nach innen, die aber als Wächter des Wohlergehens jedes Einzelnen sich auszugeben vermag. Reichs Massenpsychologie und Goodmans Gestalt Therapy ergeben zusammen das Instrumentarium, um die Welt, wie sie heute ist, zu verstehen, zu analysieren und zurecht zu rücken.
3 Wilhelm Reichs Entdeckung
Als Arzt entdeckte Dr. Wilhelm Reich die Psychoanalyse Sigmund Freuds, denn ihm wurde klar, dass viele der Leiden der Patienten keine körperlichen, sondern psychische Ursachen haben. Und als Psychoanalytiker entdeckte Wilhelm Reich, dass die psychischen Störungen allzuoft nicht im Individuum oder seinem unmittelbaren Umfeld wurzeln, sondern in weit größeren gesellschaftlichen Zusammenhängen.
Die Nahtstelle von Körper, Psyche und Gesellschaft war für Wilhelm Reich die Sexualität. Sexualität und Liebe als die Grundbedürfnisse und als Hauptquellen für ein glückliches Leben haben eine ebenso körperliche wie psychische Seite, die voneinander nicht ohne Verlust des Lebensglücks getrennt werden können; sie stehen unter strikter gesellschaftlicher Kontrolle durch Gesetze, die die Staatsgewalt macht, sowie Normen, Sitten und Tabus, die sozialer Natur sind. (Heute noch, nach der »sexuellen Revolution« der 1960er Jahre bleibt Sexualität weiter nur »Nebensache«. Es ist bemerkenswert, dass das, was biologisch gesehen Garant des Fortbestehens der Menschheit ist, nie zur sozialen Hauptsache erklärt werden darf, ohne gleich das Geschrei auszulösen, man reduziere den Menschen unzulässigerweise auf Biologie. Dass wesentlicher Antrieb zur Arbeit nicht nur die Produktion von Nahrung für die Erhaltung des Einzelindividuums ist, vielmehr vor allem Produktion oder Erwerb von Dingen, die der Attraktion von [Sexual-] Partnern dienen, unterliegt einem gespenstischen Tabu. Die perverse Koppelung von sex ’n’crime ist literarisch akzeptierter als jede Form natürlicher, befriedigender Liebe.)
»›Weg vom Tier; weg von der Sexualität!‹ – sind die Leitsätze aller menschlichen Ideologiebildung. Gleichgültig, ob es ein Faschist in die Form des rassisch reinen ›Übermenschen‹, ein Kommunist in die Form der proletarischen Klassenlehre, ein Christ in die Form der ›spirituell-moralischen Natur‹ des Menschen oder ein Liberaler in die Form der ›höheren menschlichen Werte‹ kleidet. Aus all diesen Ideen klingt immer wieder die eine eintönige Melodie hervor: ›Ich bin ja gar kein Tier; ich habe doch die Maschinen erfunden und das Tier nicht! Und ich habe gar keine Genitalien wie das Tier!‹ Hierher gehört die Überbetonung des Intellekts, des ›reinen‹ mechanischen, logischen Verstandes gegenüber dem Trieb, der Kultur gegenüber der Natur, des Geistes gegenüber dem Körper, der Arbeit gegenüber der Sexualität, des Staates gegen- über dem Individuum [!], des Übermenschen gegenüber dem Untermenschen. Woher kommt es, daß von Millionen Autofahrern, Radiohörern etc. nur ganz wenige die Namen der Entdecker des Autos und des Radios kennen, dagegen jedes Kind die Namen der politischen Pestgeneräle kennt?« (Massenpsychologie, nur in der Version von 1946: S. 300.) Nehmt das, ihr Kollektivisten, ihr Lobhudler eines allgewaltigen »Wir«: »Überbetonung des Staates gegenüber dem Individuum«.
Andererseits — dass Wilhelm Reich Leben und Freude der Menschen auf Sexualität beschränkt habe, ist unterstellt, wie wir im Laufe der Lektüre sehen werden. Der Slogan aus den letzten Jahren macht dies deutlich: »Liebe, Arbeit und Wissen sind die Quellen unseres Lebens. Sie sollten es auch beherrschen.«
Die beiden wesentlichen Punkte aus der Lektüre von Reichs Massenpsychologie und besonders aus dem Vergleich der Ausgaben 1933 und 1946 sind m.E.:
- Erkenntnis des Verlusts des revolutionären Subjekts.
- Erkenntnis des Verlusts der revolutionären Partei.
Diese beiden Aspekte werden die nächsten Wochen behandelt.
4. Verlust des revolutionären Subjekts
Die ursprüngliche Überlegung aller (marxistischen) (Staats-) Kommunisten lautete: Die unweigerlich ihrer Verelendung entgegensehenden Arbeiter (»Proletarier«) haben notwendig ein Interesse an einer Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Umgestaltung muss in Richtung der Aufhebung des Monopols an Produktionsmitteln gehen, sodass sie die Begrenzungen überwindet, mit denen die kapitalistische Wirtschaft die Produktion behindert, und auf diese Weise zugleich auch dafür sorgt, dass nicht Andere als die Produzenten selber die Früchte ihrer Arbeit genießen.
Man sollte realisieren, dass die Erwartung der Kommunisten hierin bestand: die Produktionsmittel zu vergesellschaften, würde die Produktion deutlich und erheblich steigern sowie die Fortschritts- und Innovationsrate kräftig erhöhen. Der ganze Quatsch heute, der Kapitalismus produziere zu viel und schüre falsche Bedürfnisse, ist genuin antimarxistisch.
Die Kommunisten, sagte die ursprüngliche Strategie, würden dem Proletariat aufzeigen, dass das Ziel der gesellschaftlichen Umgestaltung nicht durch sozialdemokratische oder gewerkschaftliche (»trade-unionistische«) Reformen zu erreichen sei, sondern nur mit einer Revolution gelinge.
Heute wissen wir, dass nicht Kapitalismus die Produktion und die Innovation behindert, vielmehr der (Staats-) Sozialismus; dies führte ja schließlich auch zum Zusammenbruch des so genannten »realen Sozialismus« in der Sowjetunion und in ihren Satellitenstaaten. Das wusste Reich freilich noch nicht; auch nicht, dass weite Teile der Arbeiterschaft im Kapitalismus zu ungeahntem Wohlstand gelangen. Die Problematik von Armut verlagerte sich aus der Mehrheit der Gesellschaft in ihre Randgruppen. Und dies war etwas, das Reich bereits analysierte. Denn er beobachtete, dass die Gesellschaft eben nicht in eine Hauptmasse an verarmten Proletariern und eine kleine Gruppe wohllebender Bourgeois zerfiel, sondern dass eine starke Mittelschicht sich bildete, die ganz andere Interessen verfolgte, als für die (kommunistische) Revolution nötig gewesen wären. Hierüber hinaus erkannten, so analysierte Reich, die Arbeiter ihre angeblich objektiven ökonomischen Interessen (die zur Revolution treiben) nicht, sondern verfielen in den Glauben an den Heilsbringer in der Form eines autoritären Staats, sei es der Faschismus, sei es der (Staats-) Kommunismus: Die (kommunistische) Revolution hatte also kein Subjekt (mehr).
Eine wesentlich überarbeitete Passage macht Wilhelm Reichs gewandeltes Denken bezüglich der Klassenstruktur deutlich. Fassung 1933 (S. 99), noch voll im Pathos des Bolschewismus: »Der klassenbewusste Arbeiter [… ist …] mit seiner Klasse statt mit dem Führer, mit der internationalen werktätigen Masse statt mit der nationalen Heimat identifiziert. Er fühlt sich selbst als Führer, nicht aufgrund einer Identifizierung, sondern aufgrund dieses Bewusstseins, der notwendigerweise aufsteigenden Klasse anzugehören.«
Doch in der Fassung von 1946 (S. 76) klingt das durch die Veränderung einiger Worte nun ganz anders: »Der fachbewußt Arbeitende [… ist …] mit seiner Arbeit statt mit dem Führer, mit der internationalen werktätigen Menschenmasse statt mit der nationalen Heimat identifiziert. Er fühlt sich selbst als Führer, nicht aufgrund einer Identifizierung, sondern aufgrund des Bewußtseins, lebensnotwendige Arbeit zu leisten.« Aus dem »klassenbewussten Arbeiter« ist nun der »fachbewußt Arbeitende« geworden; er identifiziert sich nicht mehr mit der kommenden herrschenden »Klasse«, sondern mit seiner eigenen Arbeit.
Zwei Hinzufügungen 1946 in den weiteren Text lassen das ganze Ausmaß der Wandlung des Fokus hervortreten: »Das Selbstgefühl des Arbeiters leitet sich aus Facharbeiterbewußtsein ab« (S. 76). Das Facharbeiterbewusstsein lenkt nun nicht mehr ab von der Identifizierung mit der homogenen Arbeiterklasse, sondern ist Bewusstsein, aufgrund eigener Kompetenz wichtige Arbeit zu leisten, stärkt das Gefühl der Autonomie, das keine Unter- und Einordnung in hierarchisch geführte Massen erfordert. »Wir unterscheiden den fachbewußten, verantwortungsvollen Arbeiter vom mystisch-nationalistisch reaktionären Untertan. Wir treffen beide Typen in jeder sozialen und fachlichen Schicht [sic] an. Es gibt Millionen reaktionär gesinnter Industriearbeiter, und es gibt ebenso viele arbeitsbewußte, freiheitlich gesinnte Lehrer und Ärzte« (1946: S. 76 f; warum er hier die Bauern nicht einschloss, bleibt im Dunklen).
5. Verlust der revolutionären Partei
Ohne revolutionäres Subjekt, was wird aus der revolutionären Partei? Sie müsste sich um ein neues revolutionäres Subjekt kümmern, fragen, wer Träger einer Revolution sein könnte, die zu Freiheit, Frohsinn und Frieden führt. Das aber taten die kommunistischen Parteien gerade nicht. Sie hielten an ihren Machtergreifungsfantasien fest und wurden damit zu genuin faschistischen Parteien. Die Analyse dieser Transformation ist ein Meisterwerk von Wilhelm Reich, aber sicherlich auch der Aspekt, der seine Verfolgung durch die (bolschewistischen) (Staats-) Kommunisten befeuerte.
»Die Unkenntnis der charakterlichen Struktur der Menschenmassen ergibt immer wieder unproduktive Fragestellungen. Die Kommunisten erklärten z. B. die Machtergreifung durch den Faschismus aus der irreführenden Politik der Sozialdemokraten. Diese Erklärung führte im Grunde in eine Sackgasse, denn es war ja eben ein Wesenszug der Sozialdemokratie, Illusionen zu verbreiten. Diese Erklärung ergibt also keine neue Praxis. Ebenso unproduktiv ist die Erklärung, die politische Reaktion hätte in Gestalt des Faschismus die Massen ›vernebelt‹, ›verführt‹ und ›hypnotisiert‹. Das ist und bleibt die Funktion des Faschismus, solange er existiert. Solche Erklärungen sind unproduktiv, weil sie keinen Ausweg ergeben. Die Erfahrung lehrt [wen?], daß die tausendfältige Enthüllung solcher Art die Massen nicht überzeugt, daß also die sozialökonomische Fragestellung allein nicht genügt« (1946: S. 41).
Aber wie hatte er das 1933 ausgedrückt?, jedenfalls so, dass die getroffenen Hunde jaulten. Sie rotteten sich zusammen, um in ihrer Niederlage wenigstens den Renegaten zu zerfleischen.
1933 ein wenig anders: »Die Ablehnung der psychologischen Beobachtung und Praxis in der proletarischen Politik ergab bisher in den Diskussionen eine unproduktive politische Fragestellung. Die Kommunisten erklärten z. B. die Machtergreifung durch den Faschismus aus der illusionären, irreführenden Politik der Sozialdemokratie. Diese Erklärung führt im Grunde in eine Sackgasse, denn es ist ja eben die Funktion der Sozialdemokratie, als objektive Stütze des Kapitalismus, Illusionen zu verbreiten. Das wird sie immer tun, solange sie besteht.
Diese Erklärung ergibt keine neue Praxis. Ebenso unproduktiv ist die Erklärung, die politische Reaktion hätte in Gestalt des Faschismus die Massen ›vernebelt‹, ›verführt‹ und ›hypnotisiert‹. Das ist und bleibt die Funktion des Faschismus, solange er existiert. Es ist unproduktiv, weil es keinen Ausweg zeigt, die Politik nur auf die objektive Funktion einer kapitalistischen Partei, nämlich Stütze der kapitalistischen Herrschaft zu sein, zu begründen. Man muss natürlich die objektive Funktion der Sozialdemokratie und des Faschismus enthüllen. Die Erfahrung lehrt, …« (1933: S. 35 f).
Vernebeln, verführen und hypnotisieren sind die Vokabeln, welche die bürgerliche Geschichtsschreibung auch nach dem zweiten Weltkrieg vor allem in Westdeutschland bemühte, um den Erfolg des Nationalsozialismus zu beschreiben, nein, den Erfolg A. Hitlers. Ihr zufolge sollten es drei Reduktionen sein, dem Volk einzubläuen:
- Es war nur Hitler.
- Es war nur Verführung.
- Es gab weder ökonomische noch psychologische Gründe dafür, dass der Nationalsozialismus gesiegt hatte – kein Versagen der Demokratie und kein Versagen des Staats, der mit seinen Interventionen in das freie Handeln die Probleme schuf, aus denen die Menschen heraus sich einen Führer wünschten, der Licht ins Dunkel bringe (und ins tiefe Dunkel führte).
Kurz und klar: Dass die »Massenorganisierung gelang, lag an den Massen und nicht an Hitler« (1946: S. 57; identisch 1933: S. 64). A. Hitler ist nicht die Ursache des Nationalsozialismus und Autor seines Sieges, sondern nur dessen Ausdruck. Ist das so schwer zu verstehen? Nein. Aber diejenigen, die das System bewahren wollen, das den Nationalsozialismus hervorbrachte, wollen es nicht hören, nicht wahrhaben.
Doch auch Wilhelm Reichs Worten eignet eine Verwirrung. Zwar hat er 1946 die ärgsten Pejorative gegen den Kapitalismus entfernt, dennoch bleibt seine Fixierung auf die »erfolgreiche« Praxis bestehen. Gemessen an dieser Fixierung allerdings müssten wir seine Theorie ebenfalls ablehnen, denn auch sie hat keinen Ausweg gefunden und zu keiner neuen Praxis geführt, die wahrhaft die Freiheit brachte. In den USA wurde er verfemt, sein Labor durch die Staatsterroristen der FDA zerschlagen, sein Andenken, abgesehen von dem kurzen Aufglimmen in den 1960 er Jahren, ist vergessen, überantwortet den Esoterikern und den Okkultisten, die den Naturwissenschaftler verhöhnen. Und keine neue Praxis, nirgends. Stattdessen neuer Faschismus, welcher sich als Freiheitskampf aufspielen kann, weil die herrschende linke Praxis die Worte der Emanzipation und sexuellen Befreiung okkupiert hat, um sie in ihr Gegenteil zu verkehren. Das Prinzip der FDA ist heute in aller Munde: Das behauptete Recht der Staatsgewalt, die Bürger zu ihrem besten zu bevormunden. A. Hitler, Stalin, …
»Es ist […] irreführend, wenn man den Hitlerischen Erfolg allein aus der Demagogie der Nationalsozialisten, mit der ›Vernebelung der Massen‹, ihrer ›Irreführung‹ oder gar mit dem
vagen, nichtssagenden Begriff der ›Nazipsychose‹ zu erklären versuchte, wie die Kommunisten und später andere Politiker es taten. Kommt es doch gerade darauf an zu begreifen, weshalb sich die Massen der Irreführung, Vernebelung und psychotischen Situation zugänglich erwiesen. Ohne die genaue Kenntnis dessen, was in den Massen vorgeht, kann man das Problem nicht lösen. Die Angabe der reaktionären Rolle der Hitler-Bewegung genügt nicht. Denn der Massenerfolg der NSDAP widersprach dieser ihrer reaktionären Rolle. Millionenmassen bejahten ihre eigene Unterdrückung, ein Widerspruch, der nur massenpsychologisch, und nicht politisch oder ökonomisch, zu lösen ist« (1946: S. 53; 1933: statt »wie die Kommunisten und später andere Politiker es taten« wie sogar Kommunisten es vielfach taten, S. 58 f).
Vorsichtig tastend arbeitet Wilhelm Reich aus dem parteikommunistischen Paradigma sich hinaus. Wenn einerseits die Parteikommunisten darauf bestehen, alle Gesellschaft ausschließlich aus den ökonomischen Interessen zu erklären, andererseits angesichts von solchen sozialen Entwicklungen, die ihren Voraussagen entgegenlaufen, auf Irreführung und Vernebelung zurückgreifen, tut sich klarerweise ein Widerspruch auf. Wie wenig Irreführung und Vernebelung auch erklären mögen, sie sind auf jeden Fall psychologische und keine ökonomischen Kategorien. Was Reich nicht realisiert, weil er seinen mitgebrachten Antikapitalismus kaum zu überwinden weiß, ist, dass die Massen ein durchaus ökonomisches Interesse an die staatliche Herrschaft bindet: Sie hängen der Illusion an, dass der Staat ihnen helfen kann, den Unwägbarkeiten des Marktes zu entkommen; Unwägbarkeiten, die zumindest teilweise ihrerseits Folgen staatlicher Interventionen sind. Und selbst Reich kann sich dieser Illusion nicht völlig entziehen, wie seine Huldigung an Otto Strasser als klugen, ehrlichen und denkenden Revolutionär zeigt. Vielmehr ist der Antikapitalist in jeder Form und Farbe der Konterrevolutionär par excellence.
Frage. »Weshalb lassen sich die Massen politisch beschwindeln? Sie hatten alle Möglichkeiten, die Propaganda der verschiedenen Parteien zu beurteilen. Weshalb entdeckten sie nicht etwa, daß Hitler den Arbeitern Enteignung des Besitzes an Produktionsmitteln und den Kapitalisten Schutz vor Enteignung [1933: Streiks] gleichzeitig versprach?« (1946: S. 54; 1933: S. 59.)
Darum, weil es die Struktur der staatlichen Politik ausmacht zu behaupten, im Schnittpunkt der widerstreitenden Interessen das Optimum des Allgemeinwohls realisieren zu können, und zwar dieses Allgemeinwohl mit Gewalt herzustellen, was den freiwilligen Interaktionen zwischen Menschen nicht gelingen sollte. Wilhelm Reich war dabei, es zu realisieren, wie sein
Begriff der »Arbeitsdemokratie« zeigt, mit dessen Darstellung er die Neubearbeitung der »Massenpsychologie« beschließt. Dennoch drang das Bewusstsein über diese Erkenntnis nicht so weit, dass er Stellen wie jene hinreichend zu überarbeiten verstand. Vielmehr mühte er sich ab, die Ursachen für die Katastrophe der Massenpsychologie tausende von Jahren in die graue Vorzeit der Menschheit zu datieren und damit kaum fassbar und noch weniger änderbar erscheinen zu lassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Wahn einen ergreift, falls man versucht, mehrere tausend Jahre Geschichte zu korrigieren, um nicht einfach mal einen anderen Ansatz zu versuchen, als er in den letzten Jahrzehnten vorherrschte: Freiwilligkeit statt Staatsgewalt. Paul Goodman hatte versucht, ihm diesen Gedanken nahe zu bringen, wie ungeschickt und ungestüm er hierbei auch vorgegangen sein mag; jedenfalls war ihm kein Erfolg mehr beschieden.
»Enttäuschung an der Sozialdemokratie bei gleichzeitig wirkendem Widerspruch zwischen Verelendung und konservativem Denken muß ins Lager des Faschismus führen, wenn es keine revolutionäre Organisation gibt« (1946: S. 84; 1933: »wenn die revolutionäre Partei schwere Fehler begeht«, S. 113). 1933 beging die Partei noch »schwere Fehler«, 1946 gab es sie (rückwirkend betrachtet) gar nicht. Das ist der Bankrott des Staatskommunismus als der revolutionären Partei. Es gibt sie … die »revolutionäre« Partei … nicht. Es gab sie auch niemals.
Dennoch muss »die internationale revolutionäre Bewegung« wie Reich fordert, berücksichtigen, dass der Faschismus die »›Rebellion gegen das System‹ für seine eigenen Zwecke ausnützen« könne (1946: S. 84; identisch 1933: S. 114). Aber wer konstituiert die internationale revolutionäre Bewegung, wenn Sozialdemokraten, Kommunisten (Bolschewisten), die I., II. und III. Internationale (die IV. wollen wir gar nicht erst in Betracht ziehen) ausfallen, entweder mangels Masse oder mangels revolutionärem Impetus?
6. Der unpolitische Mensch – Hort der Reaktion oder Quelle der Hoffnung?
Wer »im lebendigen Leben der Menschen stand und wirkte, wer Menschen jeden Berufs in verschiedenen Nationen ärztlich und erzieherisch genau kennengelernt hatte, der geriet nicht leicht in die Fänge politischer Schlagworte. Besonders gut waren diejenigen dran, die von jeher ›unpolitisch‹ gewesen waren und nur nach Erfüllung ihres Arbeitslebens gestrebt hatten. Gerade diese ›unpolitischen‹ und nur von Arbeit erfüllten Kreise in Europa waren den so entscheidenden sozialen Einsichten zugänglich. Wer dagegen einmal mit irgendeinem Parteiapparat wirtschaftlich und ideologisch verschmolzen war, der […] wehrte sich in der Regel mit irrationalem Haß gegen jeden Versuch, die grundsätzlich neue Erscheinung des autoritären, ›totalitären‹, diktatorischen Regimes begreiflich zu machen« (nur 1946: S. 196).
1933 hatte Reich dies noch genau umgekehrt analysiert und den »unpolitischen Menschen« zum Faschisten par excellence erklärt: Hitler begründete »seine Macht nicht nur von vornherein mit bis dahin wesentlich weniger politisierten Massen […], sondern [führte] auch seinen letzten Schritt zum Siege im März 1933 durch Mobilisierung von nicht weniger als 5 Millionen bisheriger Nichtwähler, also Unpolitischer, ›legal‹ durch […]. […] Je unpolitischer ein Mensch aus der grossen Masse der Werktätigen ist, desto leichter wird er der Ideologie der politischen Reaktion zugänglich sein. [… Bei der Mehrzahl] beruht das Unpolitischsein3 auf völligem Eingefangensein in persönlichen Konflikten und Sorgen, unter denen die sexuellen Sorgen die der Existenz nicht zu politischer Konsequenz ausreifen lassen. […] Der Kommunismus 4 missverstand bisher diese Situation und versuchte den unpolitischen Menschen dadurch zu politisieren, dass er ihm nur seine wirtschaftlichen Interessen, die unerfüllt bleiben, zum Bewusstsein zu bringen suchte. Die Praxis lehrte, dass die Masse dieser Unpolitischen kaum zum Hinhören zu bringen ist, sich aber leicht den mystischen Phrasen eines Nationalsozialisten zuzuwenden vermag, ohne dass dieser allzu viel über die wirtschaftlichen Interessen spricht. Wie erklärt sich das? Daraus, dass die schweren sexuellen Konflikte (im weitesten Sinne), gleichgültig ob bewusst oder unbewusst, das rationale Denken in der Richtung des durchaus rationalen Marxismus hemmen,5 den Betreffenden unfähig und ängstlich machen, ihn in seine seelischen Eingeweide verstricken. Begegnet er nun einem mit den Mitteln der Gläubigkeit und Mystik, also mit sexuellen, libidinösen Mitteln arbeitenden Faschisten, so wendet er ihm seine Interessen restlos zu, nicht weil ihm das nationalsozialistische Programm mehr imponiert als das kommunistische,6 sondern weil er in der Hingabe an den Führer und seine Ideologie eine momentane Entlastung seiner ständigen inneren Spannung erfährt, weil er seinen Konflikt dadurch unbewusst in eine andere Form bringen und dadurch lösen kann; ja, das befähigt ihn, gelegentlich im Faschisten den Kommunisten,7 in Hitler den deutschen Lenin zu sehen« (1933: S. 271 ff; 1946: S. 186 f). Dass Reich dies 1946 nur linkisch verschleierte, lässt uns mit einem Fragezeichen zurück: Sind die »unpolitischen« Menschen nun Hort der Reaktion oder Quelle der Hoffnung?
7. Faschismus und Sozialismus
Heute kann man Linke bereits in Rage versetzen, wenn man statt »Nazis« abzukürzen von »Nationalsozialisten« spricht. Kein Schmutz darf auf das geheiligte Schlabberlätzchen des Sozialismus gelangen. Sie tun ganz so, als gäbe es nur eine oder nur eine richtige und wahre Form des Sozialismus. Sie haben ganz offensichtlich nicht einen Blick in das »Kommunistische Manifest« von Friedrich Engels und Karl Marx geworfen, wo die Autoren 1848 unmissverständlich den »feudalen«, »kleinbürgerlichen«, »wahren« (= falschen), »konservativen« und »Bourgeoissozialismus« anprangerten. Sie wollen vergessen, was marxistische Sozialisten dann unter Josef Stalin oder Mao Zedong den Menschen angetan haben. Sie unterstellen, es wäre besser gewesen, wenn die Nationalsozialisten echte Sozialisten gewesen wären. Wir können diese Verwirrung sehr gut bei Wilhelm Reich aufspüren. Er ringt mit ihr. Er weiß, dass sie falsch ist. Er findet aber keinen geeigneten Packan, um sie zu überwinden.
Im Anfang seiner »Massenpsychologie« konstatiert Wilhelm Reich »das Versagen der Arbeiterinternationale beim Ausbruch des 1. Weltkriegs« (1946: S. 27; 1933 identisch: S. 14). Das »Versagen« der sozialistischen Arbeiterbewegung setzt nicht bei Stalin ein, nicht einmal bei Lenin (den Wilhelm Reich über alle Maßen verherrlichte und sogar in der Fassung von 1946 aus der Schusslinie der Kritik herauszunehmen versuchte), sondern es bestand darin, dass sie beim Ausbruch des ersten Weltkriegs keine internationale Front gegen die kriegführenden Staaten zu bilden vermochten. Das Konzept der sich (teils fälschlich) auf Karl Marx berufenden Sozialisten in der reformistischen ebenso wie in der revolutionären Variante war bereits 1914 erledigt, und hatte nicht erst 1917, 1927 oder gar 1934 seine Unschuld verloren.
Wie wurde – [1933: Warum war] – »der massenpsychologische Boden fähig, die imperialistische Ideologie aufzusaugen, die imperialistischen Parolen in Tat umzusetzen. Man beantwortet die Frage nicht zufriedenstellend, wenn man den ›Umfall der Führer der II. Internationale‹ dafür verantwortlich macht. Warum ließen sich die Millionenmassen der freiheitlich [1933: sozialistisch] und antiimperialistisch gesinnten Arbeiter verraten? […] Wer die Mobilisierung 1914 mitgemacht hat, weiß, daß sich in den arbeitenden [1933: proletarischen] Massen verschiedenartige Stimmungen zeigten. Von bewußter Ablehnung bei einer Minderheit angefangen über eine merkwürdige Ergebenheit in das Schicksal oder einer Stumpfheit bei sehr breiten Schichten bis zu heller Kriegsbegeisterung nicht nur in Mittelschichten, sondern weit hinein in Industriearbeiter-Kreise [1933: proletarische Kreise]. Die Stumpfheit der einen wie die Begeisterung der anderen waren fraglos massenstrukturelle Fundierungen des Krieges« (1946: S. 42; 1933: S. 38). Die Kriegsbegeisterung ist das eigentliche Fundamt des Verhängnisses.
Das »Versagen« ist also nicht in einer subjektiven Bosheit oder einer persönlichen Unzulänglichkeit der Führer zu suchen, sondern gerade darin, dass sie den Massen folgen (nicht etwa die Masse ihnen). Die Massen und ihre Psychologie sind das Problem und auch irgendwie das Übel selber: Dass es sie gibt. Dass sie strukturiert sind, wie sie es sind.
Wilhelm Reich kommt zu sprechen auf »kluge, ehrlich gesinnte, wenn auch nationalistisch und metaphysisch denkende Revolutionäre wie Otto Strasser« (1946: S. 28; identisch 1933: S. 15). Otto Strasser, 1897 -1974. Kaum zu glauben, das Wilhelm Reich ernsthaft davon ausgehen konnte, Otto Strasser wäre als Machthaber weniger schlimm wie Hitler oder wie Stalin gewesen. Reich selber weist ja oft genug darauf hin, der Faschismus könne nicht auf den schlechten Charakter einiger führender Köpfe zurückgeführt werden, gründe vielmehr in einer zum Faschismus treibenden gesellschaftlichen Dynamik.
Ich sehe eine Parallele zu der Behauptung von Hans-Georg Gadamer, »wenn Hitler [Ernst] Röhm [1887-1934] und nicht [Hermann] Göring [1893-1946] gewählt hätte, dann hätte es die Vernichtungslager nicht gegeben«. Seine Behauptung stand in dem Kontext, dass nach einer Veröffentlichung von Martin Heideggers massiver Parteinahme für den Nationalsozialismus die »Auswirkungen« diskutiert wurden, die diese Erkenntnis fürs Verständnis der Philosophie von Heidegger haben sollte. Gadamer, obwohl kein ausgesprochener Freund Heideggers, weder in philosophischer noch in persönlicher Hinsicht, versucht – wie auch die übrigen Teilnehmer des Kolloquiums – Heideggers Position als eine »revolutionäre Vision« verständlich werden zu lassen. Die Möglichkeit, dass der Nationalsozialismus bei anderer personeller Besetzung nicht in die Katastrophe geführt haben könnte, ist ein übles Stück idealistischer Verklärung: Der böse Hitler (oder im Fall von Gadamer nicht einmal der Führer selber, sondern sein Gehilfe Göring) wäre schuld. Ein Andrer, sei es Röhm, sei es Strasser, hätte es nicht so weit kommen lassen und die im Kern wohltuende Idee des Nationalsozialismus realisiert. Mit Soziologie sind solche Irrungen wohl nicht mehr zu erklären, vielmehr nur mit einer Analyse kranker Psychen.
Dass Wilhelm Reich dieser Verklärung erlag, ist für mich noch erschreckender als es bei Gadamer der Fall ist, der über kein analytisches Instrumentarium verfügte, es besser zu wissen. Reich hätte es besser wissen können und sollen. Und doch passt der Ausrutscher bezüglich Otto Strassers auch bei Reich ins Bild: In gleicher Weise behauptete er, die bolschewistische Revolution in Russland wäre segensreich gewesen bzw. geblieben, wenn bloß hätte verhindert werden können, dass Josef Stalin die Macht übernimmt. Manche Male behauptete Wilhelm Reich es, doch auch hier wusste er’s besser. Sein Kopf wusste es besser, nicht sein Magen.
Es ist immer wieder dasselbe Elend: Man kann es nicht lassen, auf die Güte der Mächtigen zu hoffen.
Was Wilhelm Reich verführt haben mochte, Otto Strasser die Stange zu halten, könnte Reichs fehlgeleiteter Antikapitalismus sein. Strasser war der führende Kopf des linken, des antikapitalistischen Flügels der NSDAP und ein erklärter Gegner Hitlers. Das allein macht ihn noch lange nicht zu einem guten Menschen, ebenso wenig, dass er kaum für Antisemitismus sich erwärmte. Auch nach dem zweiten Weltkrieg engagierte er sich weiter in rechtsradikalen antikapitalistischen Kreisen. Seine Alternative zum Kapitalismus war jedoch der Staat. Und in der Version der »Massenpsychologie« von 1946 macht Reich eins deutlich: Für ihn ist der Staat keine Lösung. Bezüglich keines Problems. Er ist das Problem. Der junge Paul Goodman versuchte, Reich klar zu machen, dass er im Grunde seines Herzens Anarchist sei, aber Reich wies ihn ab, er habe bereits genug Probleme an der Backe und könne es nicht gebrauchen, auch noch als Anarchist verfemt zu werden. Recht hatte er. Und doch unrecht.
Hingegen blendete Wilhelm Reich vollständig aus, dass der Holodomor der UdSSR in der Ukraine 1932, der Beginn der Lager, der Schauprozesse, das Abschlachten der Anarchisten und anderer Oppositioneller vor allem dazu beitrugen, dass der Parteikommunismus in den Augen von immer weniger Menschen Deutschlands als Alternative für das Elend der Demokratie gesehen werden konnte. Die Massen haben die schlechteste aller Möglichkeiten gewählt. Warum? Darum geht es in der »Massenpsychologie des Faschismus«, wenn wir sie aus einer heutigen Perspektive an Wilhelm Reich anknüpfend, jedoch auch über ihn hinausgehend weiterführen wollen.
»Ohne das Versprechen, den Kampf gegen das Großkapital aufzunehmen, hätte Hitler die Mittelschichten nie gewonnen. Sie verhalfen ihm zum Siege, weil sie gegen das Großkapital waren. […] Sofern der Nationalsozialismus seinen Charakter als Mittelschichtbewegung hervorzukehren gezwungen war (vor der Machtergreifung und knapp nachher), ist er in der Tat antikapitalistisch [1946: und revolutionär]« (1946: S. 59; 1933: S. 67 f). Sofern Antikapitalismus revolutionär ist, ist Revolution falsch. In Wirklichkeit ist der Antikapitalismus aber das A und O des bestehenden Etatismus: Darum finanzierte das Großkapital die NSDAP beim Endspurt, also nachdem klar war, dass die Weimarer Republik keinen Bestand mehr haben würde. Die nationalsozialistische »Revolution« war das Gegengift gegen eine Erhebung, die die faschistischen nicht weniger als die kommunistischen sowie etablierten Bonzen hinweggefegt hätte. Hätte. Denn die Freiheit war aufgeteilt in zwei Lager, den Liberalismus und den Anarchismus, die sich bekämpften und stattdessen mit ihren jeweiligen Erzfeinden paktierten, Liberale mit den Faschisten, Anarchisten mit den Kommunisten, von denen sie umgehend, nachdem sie ihre Funktion als nützliche Idioten übererfüllt hatten, an die Wand gestellt wurden. Wilhelm Reich entkam mit knapper Not; nie hat er bis dahin gefunden, seine Verankerung in jenen beiden Lagern der Freiheit gänzlich zur Kenntnis zu nehmen; leider.
Mir scheint ein Schaudern durch Wilhelm Reich zu gehen, wenn er einen Dr. Jarmer – d. i. Ernst Jarmer, 1886 -?, Rechtsanwalt und im NS-Staat für »Raumordnung« (ein Euphemismus für die brutale »Osterweiterung«) zuständig – aus dem »Angriff« vom 24. 09. 1931 zitiert, der als Trennlinie zwischen den Deutschnationalen und Nationalsozialisten definiert, jene würden sich nur gegen den internationalen, diese jedoch auch gegen den nationalen Kapitalismus wenden. Reich dazu: »Das klingt [ja!] fast kommunistisch« (1946: S. 79; identisch 1933: S. 104). Das klingt (ja) fast, als hätten die Nationalsozialisten zu den Guten werden können, wenn sie echte Kommunisten gewesen wären, wenn Otto Strasser – oder nach Gadamer: Ernst Röhm, oder nach den Jüngers: Ernst Niekisch – sich durchgesetzt hätte. Was für ein Illtum, um mit Ernst Jandl zu sprechen. Im Ernst? (Oder im Anfang?)
Umgekehrt, der Fehler des Nationalsozialismus war nicht, zu wenig sozialistisch zu sein, sondern der des bolschewistischen Kommunismus, zu national zu werden. Einer »großen Anzahl von Wissenschaftlern, Journalisten, Arbeiterfunktionären« sei schon in den 1930 er Jahren »klar« geworden, notiert Wilhelm Reich in der Version 1946 (S. 197), dass es sich bei der Sowjetunion unter Stalin »um ›Nationalismus‹ handelte. Man war sich nicht klar darüber, ob [dass?] es sich um Nationalismus faschistischen Musters handelte«. Trotz Antikommunismus im Nachkriegsjahrzehnt war, ist … bleibt es absolut tabuisiert, die Koalition mit Stalin, um zum Sieg über den Nationalsozialismus zu führen, in Frage zu stellen. Wilhelm Reich ist der Nestbeschmutzer. Für alle. Für immer. Für alle Andren jedoch der Held.
»Die faschistische Ideologie meinte es ehrlich. Wer diese subjektive Ehrlichkeit nicht einsah, der begriff den ganzen Faschismus und seine Anziehungskraft auf Massen nicht« (nur 1946: S. 214). »Es ist nie aus den Augen zu verlieren, daß Hitler stets an den berechtigten [sic] Haß des Massenmenschen gegen die Scheindemokratie und das Parlamentssystem anknüpfte« (nur 1946: S. 233). Die faschistische Ideologie, heißt dies, meinte es ehrlich mit ihrem Antikapitalismus und Sozialismus. Und Antikapitalismus wie Sozialismus sind, vom Standpunkt der Freiheit, des Wohlstands jedes Menschen und seiner Lebenslust aus gehen, falsch.
Auch heute fehlt ein jedes Verständnis dafür, dass der viel gescholtene und nie verstandene (Rechts-) Populismus irgend ein Interesse bedienen muss, weil er sonst keine Massenbewegung werden könnte und kein Populismus wäre. Die Behauptung, es möge gelingen, eine Massenbewegung zu entfachen, die auf der reinen Verführung oder Manipulation basiert, wäre nichts als Verschwörungstheorie. Bezogen auf Populismus reagiert die herrschende »Linke« genau wie vordem bezogen auf den Faschismus, indem sie eine (soziologische) Erklärung mit der (politisch-moralischen) Akzeptanz gleichsetzt. Auch diese Abwehr von Erklärung ist natürlich aus dem Interesse der Herrschenden heraus zu erklären, da die Erklärung ihren Anspruch auf Herrschaft schmälert.
Nur wer mit den Wölfen heult, bedient sein eigenes Interesse. Wilhelm Reich verstieß gegen seins, so wie es jeder zu tun gezwungen ist, der sich von der Macht nicht korrumpieren und nicht (ver)kaufen lässt. Es ist nicht schwer zu verstehen, aber sehr schwer zu realisieren, dass Opposition kein Erfolgsrezept ist. Darum leben wir, wie Herbert Marcuse sagte, in einer eindimensionalen Gesellschaft ohne Opposition. 1964. 1984.
Hinweis:
Diese Blogbeiträge sind eingeflossen in das Buch Stefan Blankertz, Wilhelm Reichs Massenpsychologie des Faschismus (ISBN 978-3-7494-9757-7).
1 Massenpsychologie des Faschismus, nur in der Version von 1946: S. 240 f.
2 Diese Maxime des (philosophischen) Pragmatismus, Grundlage auch der Gestalttherapie, lässt die auf fernste, tausendjährige Vergangenheit fixierten Erklärungen des Verhängnisses, wie Wilhelm Reich sie (in der Version 1946 der »Massenpsychologie«) lieferte oder Theodor W. Adorno in der »Dialektik der Aufklärung«, bestenfalls als belanglos dastehen, schlimmstenfalls als eine letzte Etappe, um das Bestehende vor effektiver Kritik zu schützen. Ursachen sollten wirksam und beeinflussbar sein.
3 1946: … beruht die soziale Verantwortungslosigkeit auf persönlichen Konflikten und Sorgen, bei denen die sexuellen Sorgen überwiegen.
4 1946: Die revolutionäre Bewegung … Welch eine Bewegung meint er damit?
5 1946: Denken und die Entwicklung sozialer Verantwortlichkeit hemmen, …
6 1946: … freiheitliche, … (Auf das Programm von wem bezieht er sich hier?)
7 1946: Den Revolutionär, …